David Hodel hat diesen Sommer ins vierte Lehrjahr als Informatiker Applikationsentwicklung gestartet. Im Frühling nahm David an den ICT-Regionalmeisterschaften in der Kategorie IT Software Solutions for Business teil und konnte sich gegen seine Konkurrenten erfolgreich durchsetzen. Mit seinem Sieg an den Regionalmeisterschaften qualifizierte er sich für die Schweizermeisterschaft ICTskills2020. An den Schweizermeisterschaften vom 9.-12. September 2020 holte sich David den hervorragenden dritten Platz und nimmt somit am Auswahlverfahren für die Teilnahme an den WorldSkills im September 2021 in Shanghai teil. Wir haben mit David über seine Teilnahme an den Berufsmeisterschaften gesprochen.
Herzliche Gratulation zum tollen Ergebnis an den ICTskills 2020. Wie zufrieden bist du mit deiner Leistung?
David Hodel: Danke! Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung und bin der Meinung, dass ich mein bestmögliches gegeben habe. Weiter finde ich natürlich cool, dass ich nun ein möglicher Kandidat für die Weltmeisterschaften bin und nächstes Jahr vielleicht nach Shanghai gehen kann.
Wie liefen die Schweizermeisterschaften ab? Was war deine Prüfungsaufgabe?
David Hodel: Bei der Ankunft an der Berner Berufsschule GIBB erhielten wir zuerst alle ein Zwischenverpflegungs-Paket und ein ICTskills2020 T-Shirt, das wir sogleich anziehen sollten. Danach wurden wir in den Raum geführt, in dem wir in den kommenden acht Stunden unsere Prüfungsaufgaben lösen sollten.
Bei der kurzen Einführung, die auf Englisch ablief (mir wurde erst im Nachhinein bewusst, dass das wegen unserer multi-lingualen Schweiz nötig war), erfuhren wir, dass die Prüfungsaufgabe in drei Unteraufgaben eingeteilt ist. Dabei erhielten wir die nächste Aufgabe erst, nachdem wir die vorhergehende abgegeben hatten. Bei allen drei Aufgaben drehte es sich um ein fiktives Flugunternehmen, welches eine Software zur Verwaltung von Usern, Flügen und Flugbuchungen sowie zur Berechnung von Flugpreisen benötigte. Die drei Teile der Prüfung bauten dabei nicht direkt aufeinander auf, sondern handelte es sich um eigenständige Stücke der Software. Zu jedem Teil erhielten wir ein Dossier, in dem die genauen Ansprüche und das Design der Software beschrieben waren. Nach drei Stunden konzentriertem Arbeiten ging es in die Mittagspause, in der wir das leckere Essen der dortigen Mensa geniessen durften. Um 13 Uhr ging es dann zum zweiten Arbeitsblock über, bei welchen wir an den Aufgaben weiterarbeiten konnten. Pünktlich um 17 Uhr erklang der Schlussgong und wir mussten die Arbeiten einstellen. Nach einem Gruppenfoto mit allen Teilnehmern und Experten sowie einem Einzelfoto machte ich mich total erschöpft, aber zufrieden, auf den Heimweg.
Wie hast du vom Resultat erfahren? Gab es eine Rangverkündigung?
David Hodel: Die Resultate wurden am Sonntag nach dem Wettkampftag veröffentlicht und alle Teilnehmer bekamen die Medienmitteilung noch als E-Mail zugesendet.
Leider gab es dieses Jahr aufgrund der Corona-Situation keine Rangverkündigung. Ich bekam meine Medaille mit einer Urkunde per Post zugestellt.
Welchen Problemen und Herausforderungen bist du am Prüfungstag gegenübergestanden? Wie bist du sie angegangen?
David Hodel: Die grösste Herausforderung war der allgegenwärtige Zeitdruck und Stress. Die Prüfungsaufgaben waren mit Absicht so konzipiert, dass sie in der vorgegebenen Zeit kaum zu bewältigen sind. Ich konnte keine der drei Teilaufgaben vollständig abschliessen und musste sie alle halbfertig abgeben. Ich versuchte einfach, den ganzen Tag über mein Bestes zu geben und nicht daran zu denken, wie weit die anderen Teilnehmer schon sind.
Ausserdem gab es Momente, in denen mir schlicht und einfach das Wissen fehlte, wie ich etwas programmieren sollte. Ich habe dann jeweils versucht, eine Umgehungslösung zu finden oder habe mit einem anderen Task weitergemacht.
Wie hast du dich auf die Regional- und danach Schweizermeisterschaften vorbereitet?
David Hodel: An die Regionalmeisterschaften bin ich ziemlich unvorbereitet gegangen. Ich nahm ohne grosse Erwartungen teil und wollte einfach mal sehen, wie ich im Vergleich zu anderen Teilnehmern dastehen werde. Umso überraschender kam für mich die Nachricht, dass ich in der Innerschweiz den ersten Platz belege und an die ICTskills gehen könne.
Auf die Schweizermeisterschaften habe ich mich rigoroser vorbereitet. Ich habe zuerst die Softwareliste, also welche Programme in welcher Version auf dem Computer am Wettkampf installiert werden seien, genau studiert. Danach habe ich auf einer VM (Virtual Machine, ein virtueller Computer) genau diese Programme installiert, um eine möglichst genaue Nachbildung der Umgebung zu machen. Auf diesem Computer habe ich anschliessend die Prüfungsaufgabe der letzten Schweizermeisterschaft gelöst. Das Lösen dieser Aufgabe hat mir sehr viel gebracht, da die diesjährige Aufgabe ungefähr gleich aufgebaut war und mir so schon viele Probleme und Tücken im Vorhinein bekannt waren.
Was hast du bei Leuchter gelernt, was für die Teilnahme hilfreich war?
David Hodel: Wir hatten bei der Meisterschaft die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Programmiersprachen und zwischen verschiedenen Frameworks für die graphische Benutzeroberfläche. Ich entschied mich für die Sprache C# und das GUI-Framework WPF. Ich konnte bereits im ersten Lehrjahr erste Erfahrungen mit C# bei kleinen Selbststudiumsprojekten sammeln. Im zweiten Lehrjahr arbeitete ich vertieft mit C# und auch an Kundenprojekten, die mithilfe von WPF geschrieben sind. Ich konnte in diesem Jahr unglaublich viel an Wissen und Know-how im Bereich objektorientierte Programmierung, speziell mit C# und WPF, gewinnen. Dieses Wissen konnte ich direkt beim Lösen der Aufgaben an den ICTskills anwenden.
Auch im dritten Lehrjahr konnte ich viel mit C# programmieren, wenn auch nicht mehr mit WPF sondern in Webapplikationen. Das selbstständige Arbeiten und die Vielseitigkeit meiner Arbeit bei Leuchter hat mir geholfen, Probleme an der Schweizermeisterschaft kreativ und speditiv zu lösen.
Was sind momentan deine Aufgaben bei Leuchter? Was macht dir an deinem Job am meisten Spass?
David Hodel: Momentan bin ich im Docugate Team und arbeite an Docugate Web, der webbasierten Neuentwicklung des Vorlagenmanagement-Portals «Docugate». Was mir am meisten Spass macht ist, dass ich Aufgaben selbstständig erledigen darf und ich durch meine Arbeit direkt zur besseren Funktionalität von Docugate Web beitrage. Ausserdem benutzen wir für die Applikation topmoderne Technologien, was für mich besonders interessant ist. Was ich auch sehr schätze ist, dass ich als vollwertiges Mitglied des Entwicklungsteams angeschaut und behandelt werde, auch wenn ich noch ein Lehrling bin.
Wie geht’s nun weiter?
David Hodel: Durch meinen Podestplatz an der Schweizermeisterschaft nehme ich am Auswahlverfahren für die Weltmeisterschaft nächstes Jahr Teil. Wie genau dieses Verfahren aussieht und ob es nochmals eine Art von Qualifikationswettkampf gibt weiss ich noch nicht. Ich bin aber jetzt schon topmotiviert und freue mich auf alle kommenden Herausforderungen!