Ich durfte zuletzt an einem Forum des Tagesanzeigers mit dem Thema „Generation Y – Die entscheidende Generation?“ teilnehmen. Dieses Forum hat mich enorm inspiriert, aber gleichzeitig bin ich doch ein wenig erschrocken über die Einschätzung dieser Generation und über die vorhersehbaren Folgen.
Die Generationen des Arbeitsmarktes im Überblick
Als Generation Y werden die Menschen mit den Jahrgängen 1980 bis 2000 genannt. Sie gelten allgemein als gut ausgebildet und technisch affin, werden auch Millenials genannt und als ichbezogen eingestuft. Die vorhergehende Generation X mit den Jahrgängen 1965-1979 ist sehr ambitioniert, individualistisch und sehr ehrgeizig. Als Baby Boomer bezeichnet man Menschen, die zu den Zeiten steigender Geburtenraten nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden (Jahrgänge 1946 – 1964). Sie werden als erfolgreich und liberal eingeschätzt und geniessen die Entschleunigung. Die Generation Y wird im Jahre 2020 die Hälfte aller Arbeitskräfte stellen. Grund genug, um sich endlich mit den Eigenschaften dieser Generation auseinander setzen.
Eine Selbsteinschätzung
Nun ja, ich gehöre mit dem Jahrgang 81 zu der Randgruppe der Generation „Y“ und dachte, dass ich an diesem Forum mehr über mich und meine Arbeitsweise erfahren werde. Doch jetzt bin ich verwirrt und überlege mir, ob ich mich falsch einschätze oder ob ich tatsächlich in der falschen Generation geboren wurde. Die Millenials werden als verwöhnte Kinder der Neuzeit, als aufmüpfig, faul, unzuverlässig und als überausgebildet charakterisiert. Gleichzeitig wollen sie die Welt verbessern und ökologisch leben. Als Konsument sind sie wählerisch und lassen sich von plumper Werbung nicht mehr beeindrucken. Für sie zählt Authentizität und Nachhaltigkeit. Sie suchen nach den günstigsten Angeboten und lassen es lieber bleiben, wenn es keine Wahlmöglichkeit gibt.
Als Konsument betrachtet finde ich mich voll und ganz in der Generation Y wieder. Selbst bei Offerten, die ich für Leuchter einhole möchte ich mindestens drei Angebote vorliegen haben und ertappe mich, wie ich immer nochmals nachschaue, ob es online nicht doch noch ein günstigeres Angebot gibt. Ganz anders, als es Menschen der Generation X machen würden. Sie würden einen Auftrag an einen Kollegen aus dem Netzwerk vergeben. Doch davon halte ich gar nichts. Entweder reklamiert man bei Unzufriedenheit nicht weil man Angst hat, dass die Freundschaft darunter leidet oder man nimmt eine nicht perfekte Leistung einfach in Kauf, ohne zu murren. Das finde ich nicht gut. Jeder soll sich dem Wettbewerb stellen. Aber es soll nicht das günstigste Angebot entscheiden, sondern jenes, mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis. Qualität vor Quantität! Als Arbeitnehmer muss ich weiterhin zugeben, dass ich mich ebenfalls bei der genannten „Aufmüpfigkeit“ der Millenials wieder finde. Getreu dem Motto: Frech kommt weiter 🙂 .
Wenn man ganz ehrlich mit sich selbst ist, sein gleichaltriges Umfeld betrachtet oder an Vorstellungsgespräche mit Interessenten der Generation Y zurück denkt, muss man feststellen, dass da etwas dran ist. Ich erlebe viele Menschen der Generation Y als selbstbewusste Besserwisser, die es aber tatsächlich nicht besser wissen. Sie wollen mehr Lohn für weniger Arbeit und die Work-Life-Balance geht allem vor. Ich stelle fest, dass enorm viele Jobsuchende aufgrund zahlreicher Aus- und Weiterbildungen, begleitet von sehr hohen Lohnvorstellungen, nicht mehr vermittelbar werden. Da stimmt für mich so Einiges nicht mehr, vor allem, wenn ich an die Zukunft denke. Wer wird zukünftig die einfachen Arbeiten erledigen, wenn wir nur noch Manager und promovierte Arbeitnehmer haben?
Die Ursache
Vielleicht liegt die charakteristische Entwicklung dieser Generation daran, dass sie zu wohl-behütet aufgewachsen sind. Sie müssen nicht in den Krieg ziehen oder Aufbauarbeit leisten. Das Einzige, worauf sie sich konzentrieren müssen, sind gute Schulnoten. Doch auch da habe ich am Forum folgende Aussage gehört: Die Generation Y hat bessere Noten als vorherige Generationen, muss aber für die besseren Noten viel weniger leisten als andere Generationen. Zudem sind die grössten Sorgen der Millenials „Der Kaffee im Office schmeckt fürchterlich“ oder „Mein WIFI funktioniert schon seit einer Stunde nicht mehr“. Diese werden getwittert und der gesamten Öffentlichkeit mitgeteilt. So gibt es bereits eine eigene Website für die „First World Problems“. Sie haben keinerlei Sorgen, denn die Eltern kümmern sich um alles. „Zu viel!“ wie ich immer wieder von Lehrern zu hören bekommen. Die Eltern stellen sich bei allen Problemfällen immer hinter ihre Kinder. Das ist grundsätzlich schön, aber sollten Kinder nicht früh lernen, wie man Probleme selbständig lösen kann und das man tolerant und respektvoll miteinander umgeht?
Die Generation Y und die Entwicklung des Arbeitsmarktes
Meiner Meinung nach passt die genannte Einstellung der Millenials nicht mit den aktuellen Schlagzeilen der Tagespresse zusammen. Gemäss denen muss man länger, härter und smarter arbeiten, wenn man erfolgreich sein will. Ein Millenial will aber weniger arbeiten und mehr verdienen. Oder passt es vielleicht doch zusammen? Dabei gilt es herauszufinden, welchen Einfluss der technologische Fortschritt auf den Arbeitsmarkt hat. Durch diesen werden Arbeitsplätze in den nächsten Jahrzehnten reduziert. Vielleicht gibt es irgendwann einen generellen Grundlohn für alle und einen Zusatzlohn für diejenigen, die härter, länger und smarter arbeiten?
Das alles ist Zukunftsmusik und wird sich in den nächsten Jahrzehnten zeigen. Fest steht bereits heute, dass sich Unternehmen anpassen müssen, wenn sie gute Arbeitskräfte der Generation Y erreichen möchten. Das bedeutet einerseits Arbeit schaffen die Spass macht und einen Sinn ergibt, wenige Hierarchiestufen, kleine Teams die sich selbst organisieren, flexible Arbeitszeitmodelle und ein angenehmes soziales Umfeld schaffen. Die Arbeit muss zur Familie werden. Einen passenden Vergleich bietet Stale Okland indem er Unternehmen mit einer Rockband gleichstellt.
Und zu guter Letzt muss ich doch feststellen, dass ich genau in die Generation der Millenials passe, denn ich war auch eine von denen, die nach dem Abi 2000 lauthals gesungen hat: „Alles wird sich ändern, wenn wir gross sind“.