Frauen sind bekannterweise in der Informatik noch immer stark untervertreten. Zum 112. Internationalen Frauentag sprechen zwei Mitarbeiterinnen über das Thema «Frauen in der IT». Maria Hunger und Mira Müller geben uns Einblick in ihre Rollen und Perspektiven als Informatikerinnen und zeigen auf, mit welchen Vorurteilen sie auch heute noch zu kämpfen haben.
Was sind eure Rollen bei uns?
Maria: Meine Rolle bei Leuchter IT Solutions AG umfasst verschiedene Funktionen. Einerseits gehöre ich zum Security Operations Team, wo ich die Aufgaben der Analyse, Priorisierung und Überwachung von SOC-Alerts übernehme. Zusätzlich optimiere ich die Überwachungsmetriken für unsere Kunden, um ihre Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Darüber hinaus arbeite ich in verschiedenen internen Kundenprojekten und unterstütze regelmässig im ServiceDesk. Als Key Account Manager bin ich auch für verschiedene Kunden tätig und helfe bei der Planung von zukünftigen Investitionen in ihre IT-Infrastruktur. Meine vielseitigen Aufgaben erfordern ein hohes Mass an Flexibilität und organisatorischem Geschick, um sicherzustellen, dass alle Kundenbedürfnisse effektiv erfüllt werden.
Mira: Ich bin Systemtechnikerin und Berufsbildnerin. Als Systemtechnikerin betreue ich die IT-Infrastrukturen meiner Kunden, halte diese auf dem aktuellen Stand und bin für deren Sicherheit und Verfügbarkeit verantwortlich. Bei Bedarf konfiguriere und implementiere ich neue Hardware und Software für Kunden. Ich arbeite in Projekten mit und bin wie Maria auch im Support tätig. Mein Arbeitstag ist abwechslungsreich und anspruchsvoll. Als Berufsbildnerin, bin ich zuständig für neun Lernende, welche ihre Ausbildung als Informatiker:in EFZ Plattformentwicklung bei der Leuchter IT Infrastructure Solutions AG absolvieren. Es liegt in meiner Verantwortung, dass die Lernende optimal auf die Berufswelt vorbereitet werden.
Wieso habt ihr euch für diesen Beruf entschieden?
Mira: Die Informatik ist ein anspruchsvolles Feld, welches ständig Herausforderungen bietet. Ich finde unsere heutige
IT-Welt absolut faszinierend. Besonders die Netzwerk-Thematik hat mich schon immer sehr interessiert. Ich habe mich oft gefragt, wie genau das alles funktioniert und zusammenspielt. Dies und weitere Fragen haben mich dann zum Beruf geführt. Auch bietet die Informatik viele Weiterbildungsmöglichkeiten und attraktive Anstellungsbedingungen. Dies ermöglicht es mir in einem Beruf zu arbeiten, bei dem meine Tätigkeiten mich motivieren und Arbeitszeiten, sowie Lohn und Benefits im Einklang sind.
Maria: Ich habe mich für eine Karriere in der Informatik entschieden, da mich dieses Fachgebiet schon immer fasziniert hat. Es bietet so viele Möglichkeiten zur Spezialisierung und ständigen Weiterbildung, was ich als sehr reizvoll empfinde. Für mich war es ein Ansporn und Ziel zugleich, die Komplexität von IT-Systemen zu verstehen. Ich mag den abwechslungsreichen Arbeitsalltag, der sich daraus ergibt, sowie die spannenden Herausforderungen, die mit diesem Beruf einhergehen. Darüber hinaus schätze ich die Freiheiten, die man in den meisten IT-Firmen geniessen kann, wie z.B. wenig Schichtarbeit, einen angemessenen Lohn und ein junges Team.
Fiel es euch schwer, sich in diesem männerdominierten Umfeld zu engagieren oder integrieren?
Maria: Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, mich in Teams zu integrieren und sehe meine Kollegen unabhängig ihres Geschlechts als Menschen an. Im Team habe ich selten schlechte Erfahrungen gesammelt. Dennoch musste ich während meiner Arbeit in der IT schon negative Erfahrungen machen, bei denen ich offensichtlich aufgrund meines Geschlechts unterschätzt wurde und meine Kompetenzen angezweifelt wurden. Leider spüre ich diese Vorurteile auch heute noch oft im Support. Zum Beispiel wird mir oft gesagt: «Oh, ich wollte eigentlich den Support sprechen», sobald ich das Telefon abnehme. Es scheint, als ob viele Menschen es immer noch nicht gewohnt sind, dass Frauen technisch versiert sein können.
Mira: Nicht wirklich. Ich wurde gut aufgenommen und ich habe von meinen «Gspänli» keine Ablehnung oder sonstige negative Einstellungen gespürt. Trotzdem muss man in dieser Branche als Frau zum Teil mehr leisten, um gleich viel Respekt und Anerkennung zu erhalten. Weiter kann man sich als Frau weniger Fehler erlauben. Je nach Einstellung des Gegenübers macht man nicht einfach einen Fehler, sondern kann es halt nicht, weil man eine Frau ist.
Was denkt ihr, muss passieren bzw. unternommen werden, damit mehr Frauen für die IT gewonnen werden können?
Mira: Schwierig zu sagen, ich denke, das Thema darf nicht zu verkrampft angegangen werden, sonst gibt es nur negative Reaktionen. Es fehlt an Vorbildern, beziehungsweise – es gäbe eigentlich genug. Oftmals erhalten diese aber wenig Aufmerksamkeit. Förderung bei jungen Mädchen würde bestimmt auch helfen. Aber auch bei Berufswechsel sollten Quereinsteigerinnen ermutigt werden, wenn sie sich dafür interessieren und die nötigen Fähigkeiten dafür haben, dieses Berufsfeld in Betracht zu ziehen. Es gibt viele Quereinsteiger in der IT und für eine Zweitausbildung ist es nie zu spät.
Maria: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Meiner Meinung nach sollten wir versuchen, Mädchen schon frühzeitig für Technik zu begeistern, indem wir sie bereits in der Schule ansprechen und fördern. Darüber hinaus sollten wir Frauen, die in ihrem derzeitigen Beruf unzufrieden sind, sei es aufgrund von Unterbezahlung, fehlender Wertschätzung oder mangelnder Herausforderung, auf die vielfältigen Möglichkeiten und Karriereaussichten in der IT-Branche aufmerksam machen.
Welchen Rat würdet ihr Frauen geben, die eine Karriere in der Informatik anstreben?
Maria: Mein Rat wäre, immer am Ball zu bleiben, da die IT-Branche sehr vielversprechend ist und grossartige Perspektiven bietet. Es lohnt sich, in diesem Bereich Fuss zu fassen. Ich wünsche ihnen viel Erfolg und hoffe, dass sie als Vorbild dienen und noch mehr Frauen dazu ermutigen, in dieser Branche Karriere zu machen.
Mira: Glaube an dich selbst und deine Fähigkeiten, hab Vertrauen in dich. Blicke über die Klischee-Rollenbilder hinaus, wenn es dich interessiert, dann mach es! Mit einer positiven Einstellung und etwas Engagement klappts auf jeden Fall!